Spiegelsaalrede mit Claudia Stamm, MdL Bündnis 90/Die Grünen

Die Kolpingjugend des Diözesanverbands Eichstätt hatte sich auf ihrer letztjährigen Diözesankonferenz ein neues Schwerpunktthema ausgewählt: Toleranz.
von links nach rechts: Rita Böhm, Vorsitzende Kolping-Bildungswerk, Andreas Birzer, Vorsitzender Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk, Rebecca Bauer, Diözesanleitung Kolpingjugend, Claudia Stamm, Eva Ehard, Diözesanvorsitzende Kolpingwerk, Msgr. Dr. Stefan Killermann, Diözesanpräses Kolpingwerk Diözesanverband Eichstätt

Sehr schnell wurde allen klar, dass die Auseinandersetzung und Annäherung an den Begriff schwieriger werden würde als ursprünglich gedacht. Zu viele Fragen drängen sich auf und zu sehr ging es zunächst um die reine Begriffsklärung. Dies machte Rebecca Bauer, Diözesanleitung der Kolpingjugend, in ihrem Eingangsstatement deutlich.  Dass sich Toleranz von dem Verb tolerare ableitet und nichts anderes als erdulden/ertragen heißt, war rasch geklärt, ebenso wie die Tatsache, dass das, was die Kolpingjugend mit dem Begriff verbinden will, darüber hinausgeht. Es geht um Akzeptanz,  Respekt und Anerkennung. Gerade deshalb ist die Toleranz eine manchmal auch anstrengende Tugend – weil sie  eben nicht Desinteresse und Gleichgültigkeit bedeutet, sondern es viel mehr um die schwierige Verbindung der eigenen Meinung/des eigenen Wahrheitsanspruchs mit der Anerkennung der Meinung/des Wahrheitsanspruchs des anderen geht.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerks, Andreas Birzer, erklärte  die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm gleich zu Beginn ihres Vortrags, dass sie selber den Begriff „Toleranz“ nicht verwende, sondern stattdessen mit „Respekt“ und „Anerkennung“ arbeite. Toleranz komme in ihrem Sprachgebrauch nicht vor, da sie sich dem Begriff zunächst einmal nur semantisch näherte und er ihr so gesehen zu schwach sei. Sie wies darauf hin, dass - erst wenn Toleranz mehr sei als bloße Duldung, nämlich Respekt, - erst dann enthalte die Toleranz ein Ja zur Freiheit – auch zur Freiheit des anderen. Und dies sei das entscheidende Kriterium eines friedlichen Zusammenlebens.

Sie betonte, dass Toleranz Gefahr laufe relativierend zu wirken und kein wirkliches Interesse an dem anderen voraus setze.

Sie warb für eine ehrliche Streitkultur, diese basiere im besten Fall auf Neugier und Interesse an dem anderen. Ein fundierter und begründeter eigener Standpunkt schütze davor, Sachen/Positionen und Meinungen einfach nur hinzunehmen und passiv zu  ertragen.

Unbeantwortet blieb an diesem Abend die Frage, ob es ein Ende der Toleranz gibt/geben muss und wo der Gegenbegriff der Toleranz, die Intoleranz, verortet wird.

Da Claudia Stamm wenige Tage nach Ihrem Besuch in Eichstätt an die kroatische Grenze reist, um dort die Flüchtlinge zu versorgen, übergab Andreas Birzer im Namen des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerks Eichstätt eine Spende in Höhe von 250 €.

Hinweis: Spenden unter dem Verwendungszweck „Flüchtlingshilfe Claudia Stamm“ bitte an: Graf von Deym`sche Nikolaus Stiftung. Konto-Nr. 2338530, BLZ: 75090300 (Liga Bank). IBAN: DE47 7509 0300 0002 3385 30. BIC: GENODEF1MO5 sind jederzeit willkommen.

24.09.2015