Weihnachtsbotschaft des Diözesanpräses

Liebe Kolpingschwestern und -brüder! Zur kältesten und dunkelsten Zeit des Jahres feiern wir Weihnachten. Unsere heidnischen Vorfahren begingen um diese Zeit das Fest der Wintersonnenwende. Die Römer feierten diesen Tag als Fest des Unbesiegten Sonnengottes.

Wir aber erinnern uns an die Geburt des Sohnes Gottes, der als Licht in die Welt gekommen ist, um jeden Menschen zu erleuchten. Den Geburtstag Johannes des Täufers, der vor dem Messias kleiner werden wollte, begehen wir, wenn die Tage wieder beginnen, kürzer zu werden, den Geburtstag Jesu aber feiern wir, wenn es heller wird und die Tage wieder an Länge zunehmen. Gott kommt zu uns Menschen in die Dunkelheit dieser Welt, so wie der Morgenstern aufgeht am Himmel und in finsterer Nacht strahlend aufleuchtet.

Wir dürfen es daher auch wirklich glauben, dass zur dunkelsten und kältesten Zeit des Jahres das Kind in Bethlehem in der Krippe lag, auch dann, wenn es geschichtlich nicht nachgewiesen werden kann und uns das Evangelium den genauen Tag nicht nennt. Die Geburt des Sohnes Gottes, mit der eine ganz neue Zeit beginnt, der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit,  ist nämlich unbemerkt von der Öffentlichkeit erfolgt, in einem Stall im Vorderen Orient. Damals, zur Zeit des Kaisers Augustus, hat niemand davon gewusst. Nur ein paar Hirten, die auf den Feldern dieser Gegend ihre Schafe hüteten, haben in jener Nacht Kenntnis davon erlangt. Gott hat sich ganz klein uns unbedeutend gemacht für uns. Er hat sich zu uns heruntergebeugt und sich uns ausgeliefert. Und so ist der Mensch gewordene Gott am Ende tatsächlich auf die Gewalten der Menschen gestoßen, die mächtiger zu sein glaubten als er, der Menschen, die ihn aus der Welt schaffen durch einen Tod, der sonst nur den Sklaven vorbehalten war. Ein versiegelter Stein über seinem Grab sollte der ganzen Geschichte für immer ein Ende bereiten.

Der, der für uns Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, war, wie der Evangelist Johannes schreibt, in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen in nicht auf.

Für unseren menschlichen Verstand ist es kaum zu begreifen, dass Gott uns auf diese Weise nahekommen wollte. Er aber hat sein vermeintliches Scheitern für uns mit Sinn erfüllt. Er ist zu uns herabgestiegen, damit wir mit ihm emporsteigen können zu ihm. Gott wurde Mensch, sagt der heilige Athanasius, um uns zu einem göttlichen Geschöpf zu machen. Gott ist für uns ein Gesicht geworden, ein Freund und ein Bruder.

Darum ist Weihnachten für uns alles andere als nur ein Fest zur Feier der Wintersonnenwende. Es ist das Fest dessen, der allen, die ihn aufnahmen, die Macht gab, Kinder Gottes zu werden, das Fest dessen, der als Licht aufleuchtet in unserer Dunkelheit und unseren Weg in die Zukunft hell macht. Es ist das Fest dessen, von dem der selige Adolph Kolping zu Recht sagt: „Jesus Christus, Gottes Sohn, ist die gewaltigste Weltwahrheit, die wir besitzen“ (RV 1865, S. 68).

Er, unser Lebensretter über den Tod hinaus, erfülle uns von neuem mit seiner Gnade und seinem Segen - am Fest seiner Geburt und an allen Tagen im neuen Jahr des Herrn 2024.

Msgr. Dr. Stefan Killermann
Diözesanpräses

 

24.12.2023