Kommentar Kolpingjugend

Kolpingjugend Köln für den Schutz des Sonntags

„Ist es wirklich nötig, dass wir durch unseren Konsumrausch noch mehr Menschen zwingen, sonntags zu arbeiten?“

SONNTAG – das klingt verheißungsvoll; das lässt ein unbestimmtes Wohlbefinden in uns entstehen. Man denkt an Ausschlafen und Sonntagsbraten, an Kaffeeklatsch und Gottesdienst, einen Ausflug bei Sonntagswetter und daran, die Seele baumeln zu lassen. Man möchte sich vom Alltagsstress erholen, sich Zeit nehmen für sich, die Familie und Freunde.
 
Soweit die Idealvorstellung! Aber wie vielen Menschen ist das nicht vergönnt?! Millionen Menschen müssen sonntags arbeiten, haben keine gemeinsame Frei-Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden. Ein großes Dankeschön sei an dieser Stelle all jenen gesagt, die uns durch ihre Arbeit besondere Sonntagserlebnisse überhaupt erst ermöglichen: Priester und Pfarrerinnen; Köche und Kellnerinnen; (Sozial)Pädagogen und Referentinnen; Schauspieler, Sängerinnen, Bands und ihre technische Crew; Lokführer, Busfahrerinnen und Straßenbahnfahrer; Sportler und Sportlerinnen und vielen mehr. Ein mindestens genauso großes Dankeschön sei all jenen gesagt, die am Sonntag zum Wohle anderer arbeiten: Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei, Krankenschwestern und Altenpfleger, Ärztinnen und Apotheker und viele Weitere.
 
Aber mal ehrlich: Reicht das nicht an Sonntagsarbeit? Müssen wir wirklich sonntags shoppen gehen? Können wir unsere Jeans nicht von Montag bis Samstag einkaufen? Können wir nicht schon samstags daran denken, unseren Sonntagsbraten und das Sonntagsei einzukaufen? Ist es wirklich nötig, dass wir durch unseren Konsumrausch noch mehr Menschen zwingen, sonntags zu arbeiten?
 
In einer Welt, die von Wirtschaft und Konsum bestimmt wird, sehen wir als Jugendverband uns in der Pflicht, unsere Stimme zu erheben. Nicht nur der Schutz des Sonntages aus christlicher Sicht (Tag des Herrn), sondern auch der Schutz des Wohles der einzelnen Person ist uns wichtig. In unseren Leitsätzen heißt es: Wir sind „junge Menschen in einem katholischen Jugendverband … Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt: seine Persönlichkeit, seine Beziehung zu den Mitmenschen und zu Gott.“ Aber Beziehungen bedürfen der Pflege! Deshalb treten wir ein für einen besonderen Schutz des Sonntages. Die Werte Glaube, Familie, Gemeinschaft und Rücksichtnahme stehen in unserer Gesellschaft vor dem Abgrund. Wie sollen Jugendliche und junge Erwachsene diese Werte erlernen bzw. daran festhalten können, wenn ihnen die dafür nötige gemeinsame Frei-Zeit und die dazugehörige Ruhe fehlen? Nur der arbeitsfreie Sonntag bietet die entsprechenden Voraussetzungen!
 
Im Grundgesetz werden diese Gedanken in Artikel 140 folgendermaßen formuliert: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ Und in der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen heißt es: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage werden als Tage der Gottesverehrung, der seelischen Erhebung, der körperlichen Erholung und der Arbeitsruhe anerkannt und gesetzlich geschützt.“
 
Wir, die Kolpingjugend im Diözesanverband Köln, fordern, an diesen Grundsätzen festzuhalten! Deshalb stellen wir uns ganz klar hinter die Forderungen der Allianz für den freien Sonntag nach einem besonderen Sonntagsschutz. Dazu zählt, dass bei der Revision des Ladenöffnungsgesetzes NRW zur Sonntagsöffnung im Handel eine striktere Einhaltung des Gesetzes umgesetzt und eine weitere Aufweichung vermieden wird. Denn, der Sonntag ist mit Geld nicht zu bezahlen.
 
 
Stefanie Wertmann
Die 27-jährige Referendarin ist im Bereich Sonderpädagogik tätig. Sie war Mitglied der Diözesanleitung der Kolpingjugend im Diözesanverband Köln.

03.05.2012