Kolping Seminartag

Christliche Soziallehre in Peru Seminartag des Kolping DV Eichstätt im Rahmen der Partnerschaft mit Peru

Die christliche Soziallehre und ihre Praxis standen im Mittelpunkt des Seminartages, den der Kolping Diözesanverband Eichstätt in Kooperation mit dem ZILAS (Zentralinstitut für Lateinamerika-Studien) der KU Eichstätt-Ingolstadt veranstaltete.

Die christliche Soziallehre und ihre Praxis standen im Mittelpunkt des Seminartages, den der Kolping Diözesanverband Eichstätt in Kooperation mit dem ZILAS (Zentralinstitut für Lateinamerika-Studien) der KU Eichstätt-Ingolstadt veranstaltete.  Referenten und Teilnehmer tauschten sich rege darüber aus, wie die Christliche Soziallehre praktisch umgesetzt werden und welche Auswirkungen das für den einzelnen Menschen und für eine ganze Gesellschaft haben kann. 

Anlass für diesen Seminartag war die Partnerschaft des Kolping DV Eichstätt mit Kolping  Peru, „für deren ständige Vertiefung die Thematisierung auch in einer breiten Öffentlichkeit wichtig ist, welche als Multiplikator den EINE-WELT-Gedanken weitertragen kann“, so Eva Ehard, Vorsitzende des Kolping DV Eichstätt. Außerdem sei Adolph Kolping einer der ersten Vertreter der Katholischen Soziallehre gewesen. 

Dr. Karl-Dieter Hoffmann vom Zentralinstitut für Lateinamerika Studien an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt führte in die politische Situation des Landes ein. Das Land habe in den vergangenen Jahren zwar wirtschaftliche Fortschritte gemacht, dennoch seien Veränderungen im Sozialbereich unbedingt notwendig. Die Schere zwischen arm und reich geht in dem Südamerikanischen Land weit auseinander. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf den neu gewählten Präsidenten Ollanta Humala. 

Dass die Situation in Peru tatsächlich sehr komplex ist, bestätigte der Lateinamerika-Referent von Kolping International, Peter Schwab. Der Verband will dazu beitragen, die in der Christlichen Soziallehre verbürgten Rechte in Peru umzusetzen, z.B. das Recht auf Bildung. Im intensiven Austausch mit den Kolpingfamilien in Peru kann der Verband das Selbstwertgefühl der Menschen vor Ort stärken und somit seine politische Funktion wahrnehmen. 

Auch der gebürtige Peruaner Christian Loza Adaui sieht in der Christlichen Soziallehre eine realistische Antwort auf die Probleme des südamerikanischen Landes. Die Gesellschaft leide heute noch unter den Menschenrechtsverletzungen in den 70er und 80er Jahren, meint der Betriebswirt, der derzeit an der Universität in Eichstätt promoviert. Armut, Analphabetismus und massive Umweltschäden stehen einer sozialen Versöhnung im Wege. Erste praktische Ansätze der Christlichen Soziallehre zeigen aber, dass auch im Zeitalter der Globalisierung die sozialen Herausforderungen gemeistert werden können. 

Dass Peru eines der Ursprungsländer der „Theologie der Befreiung“ gewesen sei, hob Marco Bonacker von der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbache hervor. Aus der Erfahrung der Unterdrückung gerade der indigenen Bevölkerung, sollte die vorrangige „Option für die Armen“ maßgeblich das Handeln der Kirche prägen. Die Kirche sollte politischer werden, befanden die Befreiungstheologen in den 80er Jahren. Wegen ihrer Nähe zu marxistischen Ideen wurde die Theologie der Befreiung als Ganzes von der Kirche abgelehnt, auch wenn einzelne Anliegen bis heute in der Praxis weiterleben. 

Bei der abschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass die Christliche Soziallehre in der praktischen Umsetzung ein Weg sein kann, der zu einer funktionierenden Zivilgesellschaft und mehr Engagement des einzelnen führt. Dabei sei es wichtig, den einzelnen Menschen im Blick zu haben. Diesen befähige die Christliche Soziallehre, Selbstbewusstsein zu entwickeln, für seine Rechte einzustehen und anderen beizustehen – ganz nach dem Kolping-Motto: Verantwortlich leben, solidarisch handeln.

10.09.2011