150 Jahre Kolpingsfamilie Beilngries

Ein zeitloses Ideal

Zwei Tage lang hat die Kolpingsfamilie Beilngries ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert – und sich dabei ebenso reich beschenkt wie ihre vielen Gäste.

Als Thomas Goppel ans Mikrofon trat, stand hinter dem Thema seiner Festansprache noch ein Fragezeichen. Als er mit seiner bewegenden Rede fertig war, konnten die Anwesenden das Ausrufezeichen förmlich sehen. „Kolping, ein zeitloses Ideal“, hatte Präses und Stadtpfarrer Josef Funk für den früheren Staatsminister und Aufsichtsratsvorsitzenden des Kolping-Bildungswerks formuliert. Goppel arbeitete heraus, warum die Werte Adolph Kolpings wie Standhaftigkeit, Familiensinn und Zuverlässigkeit heute immer noch modern seien. „Wir brauchen doch die Hand des anderen“, sagte er. Es sei das Wichtigste, für den anderen da zu sein, der Hilfe braucht, erklärte der langjährige Generalsekretär der CSU.

Die Sympathien der Zuhörer hatte sich der 66-Jährige schon nach wenigen Worten gesichert. Er sei gerne gekommen. Und um diesem Satz von dem Floskeldasein zu befreien, schob er nach: „Obwohl es der erste Sonntag seit vier Monaten hätte sein können, den ich zu Hause gewesen wäre.“ Das sage schon alles, meinte er schmunzelnd.

Dem „Ideal Kolping“ näherte er sich über die Überzeugungen des Mannes an, der vor 200 Jahren geboren wurde. Die vorletzte Generation habe mit dessen Werten überlebt, auch die nächste Generation könne daraus Kraft schöpfen. „Das verdient unsere Anhänglichkeit“, bilanzierte er.

Gelegentlich glitt Thomas Goppel bewusst von seinen drei Ansätzen, Personalität („Jeder ist einzigartig und unverwechselbar“), Solidarität („der Schwächere hat Anspruch auf Hilfe“) und Subsidiarität („die Hausordnung der Umsetzung“) ab. So erlaube die Unverwechselbarkeit des Einzelnen gar keine Diskussion über die Abtreibung, wie er sagte. Den Umgang mit Flüchtlingen bat er zu überdenken. Die Sudetendeutschen etwa seien ein wichtiger Bestandteil des Aufschwungs in Deutschland gewesen, machte er deutlich, dass Flüchtlinge oftmals mit der doppelten Geschwindigkeit am Allgemeinwohl arbeiten.

Zeitlos sei die Einstellung Kolpings, dass jemand nicht darauf achten möge, dass er weiter komme, sondern, „dass alle weiter kommen“. Dies sei auch der Ansatz des Kolpings-Bildungswerks, das diejenigen abholen möchte, die das Tempo der Gesellschaft nicht mitgehen können. Vorbildcharakter habe für den CSU-Politiker auch, dass es der Gründervater immer verstanden habe, neue Ideen auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen. Der Beilngrieser Kolpingsfamilie bescheinigte er, Menschen in den Reihen zu haben, die einen offenen Blick hätten und das Gespür, Neues maßvoll einzupassen.

Eingerahmt wurde der Vortrag von Thomas Goppel durch Worte des Vorsitzenden Edi Babiel und von Präses Josef Funk, die sich über das gelungene Jubiläum freuten. Babiel hob seine vielen Helfer und den Festgottesdienst mit Rockmesse hervor – auch in diesem hätte „Kolping wie überall im positiven Sinn die Finger drin“ – Funk freute sich besonders über die Beteiligung der Jugend.

29.10.2013

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