Spiegelsaalrede mit Dr. Günther Beckstein

Der diesjährige Referent der Kolping- Spiegelsaalrede hatte ein nicht leichtes Thema:“ Christ sein und Politik“.

Die Moderatorin des Abends, Rita Böhm, stellvertretende Vorsitzende des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk und zugleich stellvertretende Landrätin des Landkreises Eichstätt, machte es kurz: Jeder im Saal weiß um die Vita des ehemaligen Innenministers und Ministerpräsidenten. Sie erwähnte seine langjährige Tätigkeit im Bereich der christlichen Jugendarbeit und der EKD.                                  

Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick auf das Spannungsverhältnis zwischen Kirche und Staat berichtete Dr. Beckstein, wie zögernd und kritisch selbst enge Weggefährten auf seine 1988 getroffene Entscheidung, Staatssekretär im Innenministerium zu werden, reagierten; denn gerade in diesem Ministerium müsse man doch mitunter harte Entscheidungen treffen, die oft nur sehr schwer mit dem christlichen Werteverständnis vereinbar seien.

In seinem Vortrag ließ der Referent dann auch keines der schwierigen Themen aus: Asylpolitik und die Aufnahme von Flüchtlingen, Sterbehilfe, Familienpolitik, die Energiewende – alles wurde angesprochen und teilweise gab es auch Eingeständnisse, dass Fehler gemacht wurden. So äußerte sich Dr. Beckstein sehr verständnisvoll für die Situation junger Familien, die auf eine gute Kinderbetreuung in Krippe und Kita angewiesen seien. Hier hätte man zu lange auf die Erziehung zu Hause gesetzt. Beide Möglichkeiten sollten jedoch nicht gegeneinander ausgespielt werden, nur eine echte Wahlfreiheit müsse gewährleistet sein.

Ein großes Thema war die Sorge um die Generationengerechtigkeit. Dazu gehöre ein Haushalt ohne Neuverschuldung.

Dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes sei und der Artikel 1 des Grundgesetzes immer gelten müsse, zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Vortrag. Beckstein gab offen zu, dass auch oder gerade der Beruf des Politikers einen „Persönlichkeitsverschleiß“ mit sich bringe. Zudem laufe man Gefahr „sich für den Allerhöchsten zu halten“ und zu vergessen, dass man selbst dem Allerhöchsten verantwortlich sei.

Um sich daran zu erinnern, hatte Beckstein in seinem Büro immer den Heiligen Antonius stehen.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Frage, ob man bei politischen Entscheidungen hauptsächlich von der Zweckmäßigkeit oder eben doch des Gewissens ausgehen müsse.

Und am Ende war sogar Fußball ein Thema: Der Protestant Beckstein begab sich vor ein paar Jahren auf Wallfahrt nach Altötting: Der Club hatte den Klassenerhalt geschafft.

Das könnte bald wieder anstehen…

30.09.2014