Jahresthema KJ 2023

Ist die katholische Kirche Heimat für Kolping?

In den letzten Jahren war die katholische Kirche sehr präsent in den Medien – und das nicht aufgrund positiver Schlagzeilen.

Ob Missbrauch Skandal, Verurteilung von Homosexualität, Korruption, Missmanagement, frauenfeindliche Rollenbilder oder Vertuschung von Straftaten.

Die Liste der negativen Schlagzeilen ist lang und ermüdend – seit Jahren hört man nur die gleichen schlechten Nachrichten und doch wird die Liste immer um einen neuen Punkt länger.

Aber wie sagt man so schön: Bad publicity is better than no publicity .

Ist das wirklich so? Sind diese ganzen schlechten Schlagzeilen, wirklich besser als gar keine Schlagzeilen?

Jede Schlagzeile ist ein neuer Grund, die katholische Kirche hinter sich zu lassen.

Jede Schlagzeile ist ein neuer Grund, zu hinterfragen, warum man noch Teil davon ist.

Jede Schlagzeile ist ein neuer Grund, zu hinterfragen, ob Kolping noch Heimat in der katholischen Kirche findet.

Jede Schlagzeile bringt in Erklärungsnot.

Warum sind wir als Kolpinggeschwister noch Teil der katholischen Kirche?

Wenn diese doch so unterschiedlich und gegensätzlich zu Adolph Kolpings Ansichten ist. Wenn diese doch ihre Fehler nicht einsieht und sich nichts ändert. Wenn diese sich auch nicht ändern will.

Weil katholische Kirche eben nicht das ist, was in die Nachrichten kommt. Unsere Kirche ist nicht die Amtskirche, unsere Kirche ist mehr als die Vorschriften der Pfarrer, Bischöfe und Päpste.

Unsere Kirche bedeutet Nächstenliebe, Akzeptanz, Toleranz.

Unsere Kirche bedeutet Gerechtigkeit.

Unsere Kirche bedeutet jeder Mensch ist gleich – jeder Mensch ist Gottes Abbild.

Unsere Kirche bedeutet, welches Geschlecht oder welche Sexualität ein Mensch hat, ist nicht von Bedeutung.

Unsere Kirche bedeutet Liebe.

Ist es nicht also unsere Pflicht, nicht nur als Christ*innen, sondern als Kolpinggeschwister uns dafür einzusetzen? Für diese Kirche, so unterschiedlich sie zu der Amtskirche sein mag?

Ist es nicht unsere Pflicht zu kämpfen, dass wir wieder zu diesen Werten zurückkommen? Zu kämpfen, dass jede*r in dieser Kirche die gleichen Rechte wahrnimmt. Ist es nicht unsere Pflicht, für eine akzeptierende, tolerante, nicht diskriminierende Kirche zu kämpfen?

Diesen Kampf können wir nur gewinnen, wenn wir alle an dem gleichen Strang ziehen, wenn wir alle vorwärts gehen wollen und uns verändern wollen.

Diesen Kampf können wir nur gewinnen, wenn wir von unten starten. Wenn wir von unten die Kirche ein bisschen bunter machen. Wenn wir von unten zeigen: Das ist unsere Kirche.

Wird dieser Kampf schwer, ermüdend und lang werden?

Ja, das wird er. Er wird uns zur Verzweiflung bringen und uns alle Nerven rauben.

Wir werden immer wieder kurz vor dem Aufgeben stehen. Wir werden uns immer wieder fragen, ob wir Heimat in der katholischen Kirche finden.

Doch sollte uns dieser Kampf das alles wert sein.

Lasst uns zusammen mutig für eine faire Kirche kämpfen, uns der Amtskirche wieder annähern und so unsere Heimat neu gestalten.

Katharina Geitner, Diözesanleiterin
13.06.2023